Das alles geht ins Ohr wie ein Chardonnay über die Zunge und wie Dirk Altmann mit seiner kongenial mitgestaltenden japanischen Pianistin diese Delikatessen vorträgt, macht die CD zu einem Fest der Sinne!
Dieter Steppuhn 03/2016, Rohrblatt
Werke von Jean-Philippe Rameau, Ernest Chausson, Gabriel Pierné, Paul Dukas, Maurice Ravel, Giacomo Puccini, Claude Debussy, George Gershwin, Charles Koechlin, Erik Satie und Francis Poulenc
Label: EigenArt 1052-0 CD (2016)
Homage à Paris
Mako Okamoto, Klavier
Gesa Jenne, Violine
Anne-Maria Hölscher, Akkordeon
Ryutaro Hei, Kontrabass
Aufnahme: 6. – 8.3. 2016 Bügerhaus Backnang
Tonmeister, Schnitt und Produktion: Andreas Spreer für Eigenart by TACET
Flügelbetreuung: Dietmar Heumann
Instruments: JOSEF MK 11, Okinawa – Lighaphone, Paris
Altmanns Ausdruckstiefe ist stets beachtlich, die Wandlungsfähigkeit seines Tons ebenso. Gerade die besonders delikate Klanglichkeit französischer Musik, diese ganz eigentümliche Verbindung von musikalischer Raffinesse und klanglichem Zauber wird hier ganz wunderbar getroffen.
Guido Krawinkel 9 | 9 | 9, Klassik heute

Danke …
Ein großes Vergnügen war die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen Gesa Jenne und Ryutaro Hei, sowie meiner langjährigen Kammermusikpartnerin Anne-Maria Hölscher. Meine uneingeschränkte Bewunderung gilt Mako Okamoto, wie sie mit ihrer souveränen Gelassenheit dieses riesige Programm bewältigte. DANKE auch an Andreas Spreer, der mit seinen Mikrofonschätzchen nicht nur über das ideale Equipment verfügt, sondern auch über das nötige Einfühlungsvermögen und verlässliche musikalische Ohren. Und ohne die handwerklichen und klangsinnlichen Fähigkeiten meines langjährigen Klavierdoktors Dietmar Heumann, wären viele pianistische Nuancen nicht erklungen
Gedanken …
Und dann! Noch eine Aufnahme der Klarinettensonate von Francis Poulenc?!
Die Gewissensbisse waren groß, dieses so strapazierte Werk ebenfalls aufzunehmen. Nachdem ich es seit meiner Studienzeit weitestgehend gemieden hatte, brachte mich die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Georges Prêtre und seine uneingeschränkte Hochachtung für den Menschen und Komponisten Francis Poulenc dazu neu über dessen Werk nachzudenken. Warum nimmt man einem von seiner reichen Familie ausgegrenzten Menschen, der sich durch seine nicht tolerierte homosexuelle Neigung keine privaten Rückzugsmöglichkeiten schaffen konnte, seine tief religiösen Gefühle und die Angst vor Vereinsamung nicht ab? Die Klarinettensonate weist viele Verknüpfungen zu Poulencs Opern Dialogues des Carmélites und La voix humaine auf. Verzichtet man bei der Betrachtung der Klarinettensonate auf die immer wieder beschworene Ironie und die, vielleicht bedingt durch die posthume Uraufführung durch Benny Goodman und Leonard Bernstein, Nähe zum Jazz, bleibt eine sehr berührende, in ihrer melancholischen Einfachheit an Schubert erinnernde (Romanze) und in ihrer Hoffnungslosigkeit zermürbende (Allegro tristamente), sehr traurige Musik, die ihr jähes Ende in einem Tanz mit dem Teufel findet. /Dirk Altmann
Auszüge aus dem Booklet (vollständiges Booklet siehe oben…)
Der erste Funke zu dieser CD zündete wahrscheinlich, als ich als vierzehnjähriger Schüler zum ersten Mal den Gare de l´Est verließ und Paris bei Tagesanbruch betrat. Die sommerliche Morgensonne hüllte die gerade frisch gereinigten Straßen in ein erwartungsfrohes Licht und die ersten Cafés öffneten ihre Türen. Die Geräusche waren noch transparent und die Gerüche verbanden den beginnenden Tag mit der vergangenen Nacht. Diesen ersten Erkundungen folgten bald musikalische Erfahrungen…
Nun ist die Situation eines Klarinettisten speziell – teilt sich die Welt doch in Anhänger der deutschen oder der französischen Klarinette. Und tatsächlich beeinflusst das jeweilige System auch das dazugehörige Repertoire. Mit der Erweiterung meines instrumentalen Spektrums auf beide Systeme, erhöhte sich auch mein Interesse an französischen Werken jenseits von Debussy und Poulenc…
In der Romantik erlangte die Klarinette ihre volle Blüte. Den Erneuerern um Claude Debussy schien dieser Instrumentenklang wohl zu sehr von Schumann und Brahms besetzt, und so ist die Zahl der herausragenden Kompositionen für Klarinette und Klavier sehr überschaubar. Der Komponist, Oboist und Dirigent Heinz Holliger machte mich dann auf Charles Koechlin aufmerksam. Die Freude und Faszination über den „Klangalchimisten“ Koechlin, den neben Debussy und Ravel wohl wichtigsten französischen Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war so groß, dass ich sein Œuvre für die Klarinette auf CD einspielte (hänsslerClassic 98.446). Otfried Nies, dem unermüdlichen Leiter des Koechlin-Archivs in Kassel (Deutschland!) sei Dank, dass ich auf dieser CD noch unveröffentlichte Musik von diesem großartigen Komponisten präsentieren kann…
Und dann! Noch eine Aufnahme der Klarinettensonate von Francis Poulenc?!
Die Gewissensbisse waren groß, dieses so strapazierte Werk ebenfalls aufzunehmen. Nachdem ich es seit meiner Studienzeit weitestgehend gemieden hatte, brachte mich die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Georges Prêtre und seine uneingeschränkte Hochachtung für den Menschen und Komponisten Francis Poulenc dazu neu über dessen Werk nachzudenken. Warum nimmt man einem von seiner reichen Familie ausgegrenzten Menschen, der sich durch seine nicht tolerierte homosexuelle Neigung keine privaten Rückzugsmöglichkeiten schaffen konnte, seine tief religiösen Gefühle und die Angst vor Vereinsamung nicht ab? Die Klarinettensonate weist viele Verknüpfungen zu Poulencs Opern Dialogues des Carmélites und La voix humaine auf. Verzichtet man bei der Betrachtung der Klarinettensonate auf die immer wieder beschworene Ironie und die, vielleicht bedingt durch die posthume Uraufführung durch Benny Goodman und Leonard Bernstein, Nähe zum Jazz, bleibt eine sehr berührende, in ihrer melancholischen Einfachheit an Schubert erinnernde (Romanze) und in ihrer Hoffnungslosigkeit zermürbende (Allegro tristamente), sehr traurige Musik, die ihr jähes Ende in einem Tanz mit dem Teufel findet. /Dirk Altmann